Barockstädte des Val di Noto auf Sizilien
Nirgendwo in Europa spiegelt sich die Epoche des Spätbarocks so deutlich und auffällig wieder, wie im Val di Noto, im südöstlichen Teil von Sizilien. Die aus der Blütezeit des Spätbarocks stammenden Prachtbauten in den acht Kernstädten des Val die Noto machen das von Prunk und Fülle begleitete gesellschaftliche Leben dieser Zeitgeschichte eindrucksvoll sichtbar. Die kulturhistorischen Städte Catania, Ragusa, Modica, Noto, Scicli, Palazzolo Acreide, Caltagirone und Militello in Val di Catania, stehen unverwechselbar für die Barocke Baukultur des 18. Jahrhunderts und geben der italienischen Region Sizilien ihren unverwechselbaren Charakter. Die sizilianische Einzigartigkeit des Val di Noto genannten Gebietes wurde 2002 von der UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen.
Der Ursprung der barocken Bauweise liegt auf dem italienischen Festland und fand seinen Anfang im Jahr 1600. Die Bezeichnung, abgeleitet aus dem italienischen Barocco, kann mit absonderlich, seltsam oder eigenartig übersetzt werden. Starke Verschnörkelungen, verspielte Ornamente und das bewusste Spiel mit Licht und Schatten sind die Merkmale dieses extravaganten Baustils, der sich an keine klassischen Regeln hielt. Auf Sizilien konnten die damaligen Architekten diese besondere Form des Bauens verstärkt zum Ausdruck bringen. Nach einem Erdbeben im Val die Noto im Jahr 1693, welches große Teile der Kulturstädte niederriss, wurden diese im spätgotischen Stil wieder aufgebaut. Ein Wiederaufbau, der einen wahren Wettstreit sizilianischer Barockkünstler hervorrief und so einzigartige Prachtbauten entstehen ließ.
Heute spiegeln die Barockstädte des südöstlichen Siziliens jede für sich eine einmalige und ergreifende Sichtweise des barocken Lebensgefühls wieder. Wer sich auf seiner Rundreise durch Sizilien an der Ostküste entlang Richtung Süden begibt, wird verzaubert von einer unglaublichen Vielfalt spätbarocker Baukunst, prachtvollen Städten und beeindruckenden Landschaften.
Zu endeckten gibt es so außergewöhnliche Wahrzeichen wie: den Piazza Duomo in Catania mit seinem Elefantenbrunnen, die Kathedrale von Noto mit ihrer imposanten weißen Kuppel und den mächtigen Türmen, das Panorama von Scicli mit seinen kunstvollen Villen und die bedeutende barocke Ragusa Ibla auf dem Felsrücken des Monti Iblei. Hinzu kommen Besonderheiten wie die ausgefallene Handwerkskunst Mojolika, eine exklusive Keramikherstellung, die in Caltagirone zu Hause ist. Ebenso wie die reine Schokolade von Modica, die früher den Adligen vorbehalten war und die sich heute die ganze Welt schmecken lässt.
Das Weltkulturerbe Val di Noto im Südosten Siziliens bietet zusätzlich zu den barocken Sehenswürdigkeiten auch landschaftlich ein Highlight. Mit seinen tiefen Schluchten und dem beliebten Küstenabschnitt der Insel zählt das Gebiet zu den schönsten und vielseitigsten Siziliens. Die ausgedehnten Sandstrände von Sampieri und Marina di Ragusa laden zum Erholen ein. Ebenso die Strände des Naturreservats Vendicari. Neben dem schönen Sandstrand ist diese Naturoase bekannt als Rastplatz für Zugvögel, seine vielfältige Tierwelt sowie die restaurierte Fangstelle für Thunfische aus dem 18. Jahrhundert.
Die Süd-Ost-Küste Siziliens, eine barocke Rundreise, die ein breites Portfolio an Geschichte und Lebensqualität bereithält. Nirgends sonst auf dieser Welt lassen sich so vielfach vereint die imposanten Zeugen einer durch Prunk und Übertreibung geprägten Zeitepoche finden.